TANZ Bremen seit 1988
„Internationalität und lokale Verbundenheit begründen den Erfolg von TANZ Bremen“, so die Journalistin Irmela Kästner über TANZ Bremen, und in der Tat zeichnet das Festival aus, dass es bei stetiger Internationalisierung seine lokalen Wurzeln immer beibehalten hat. 1988 unter dem Namen Tanzherbst als kleines Workshopfestival mit Gastspielen der hiesigen Szene von Inge Deppert ins Leben gerufen, wurde es von Susanne Schlicher, Birgit Freitag und Hans Diers mit internationalen Gastspielen angereichert und im Jahr 2000 auf den Namen TANZ Bremen umgetauft. 2004 übernahmen Honne Dohrmann (bis 2013) und Sabine Gehm die künstlerische Leitung des seither biennal stattfindenden Festivals.
In den letzten 30 Jahren hat sich TANZ Bremen zu einem der wichtigsten internationalen Festivals für den zeitgenössischen Tanz entwickelt und ist eines der kulturellen Highlights der Stadt Bremen. Dabei gehört es zu den wenigen Veranstaltungen seiner Art, die ihre Ursprünge weiterhin produktiv nutzen und sowohl international renommierte Choreograf*innen als auch regionale Künstler*innen präsentieren. Unzählige namhafte Künstler*innen und Compagnien, aber auch viele Newcomer waren in Bremen zu Gast. Rückblickend liest sich die Liste der Künstler*innen beinahe wie das Who is Who der internationalen Tanzszene: Marie Chouinard, Alvin Ailey, Jérôme Bel, Alain Platel, Helena Waldmann, Tino Sehgal, Germaine Acogny, Frédéric Flamand, Akram Khan, Dave St-Pierre, Catherine Diverres, Lia Rodrigues oder Bruno Beltrao. Sie alle und viele mehr (s. Verzeichnis der Künstler*innen) haben begeistert, amüsiert, verstört, provoziert oder polarisiert. Sie repräsentieren die Vielfalt und stehen für den hohen Anspruch des Festivals: für unterschiedliche Interpretationen von Virtuosität, Reflexion, Internationalität, für Aufbruch und immer wieder für die Öffnung gegenüber anderen Kunst- und Bewegungsformen. Vor allem aber vertreten sie auch den Tanz als eine politische und soziale Kunstform, durch die u.a. Fragen nach Identität und Herkunft, nach gesellschaftlicher Teilhabe, Armut, Rassismus oder Rollenbildern verhandelt werden.
Über die Fülle an Themen, die auf der Festivalbühne zu erleben war, schreibt die Tanzjournalistin Gabriele Wittmann:
„Die Themen der Zeit – das Festival TANZ Bremen hat sie alle gestreift. Denn alle waren sie da: die virtuosen Tänzer und energischen HipHopper, die Zirkusartisten und Physical Dancer, die großen Namen und Nachwuchskünstler, die inzwischen selbst tonangebend sind. Dave St-Pierre provozierte mit seiner Interpretation einer Welt, die nur Begierden kennt. Marie Chouinard faszinierte mit abstrahierten, vom menschlichen Atem angetriebenen Ritualen – und mit ihrer aufregenden Neuinterpretation des Sacre. Und Jochen Roller amüsierte mit seinen bitterbösen Analysen zu Prekariat und Pop.“
Ein umfassendes Programm aus Tanzfilmen, Workshops, Diskussionen und Ausstellungen rahmen TANZ Bremen, ermöglicht durch die umfängliche Vernetzung mit anderen Kulturinstitutionen der Stadt, unter anderem dem Weserburg Museum für Moderne Kunst, der Kunsthalle Bremen, dem Gerhard-Marcks-Haus und dem Kino city 46.
Die enorme Zuschauerresonanz mit Standing Ovations, ausverkauften Vorstellungen und einer mittlerweile fast 100-prozentigen Auslastung der unterschiedlichen Spielstätten von der Schwankhalle, über das Theater am Leibnizplatz bis hin zum Theater am Goetheplatz beweist die große Begeisterung für das Programm und das Interesse am zeitgenössischen Tanz.